Für die Tonne...

Vor einigen Wochen habe ich im Fernsehen einen Bericht über eine Reparatur-Café gesehen, in der Menschen gemäß dem DIY Gedanken ihre Geräte mit Hilfe von engagierten Elektrikern, Elektronikern etc. selbst reparieren können. Im Bericht ging es um geplante Obsoleszenz in der heutigen Wirtschaft und deren Auswirkungen.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne an technischen Sachen bastle und auch mal kaputte Geräte repariere. Unsere zuletzt 18 Jahre alte Bauknecht-Waschmaschine habe ich in den letzten Jahren dreimal repariert. Jedes Mal war es notwendig diese freizustellen, auseinander zu nehmen, die Fehlerursache zu suchen, evtl. Ersatzteile zu bestellen, die Waschmaschine zu reparieren und wieder zusammen zu schrauben. Hat auch immer mehrere Stunden gedauert. Ein Reparaturdienst hätte inklusive Anfahrt, Abfahrt und Transport dafür eine Menge Geld kassiert. In den meisten Fällen wahrscheinlich so viel, dass es sich angesichts der Preise für Neugeräte nicht gelohnt hätte.
Damit will ich sagen, dass ich es verstehe, wenn Menschen ihre kaputten Geräte repariert haben wollen. Weil das Gerät den Einsatzzweck vollkommen erfüllt, sie keine weiteren Features benötigen und an sich wissen, dass nur eine Kleinigkeit kaputt gegangen ist. Oder weil sie sich dem Zwang eines neues Gerät kaufen zu müssen, obwohl das alte Gerät leicht zu reparieren wäre, aber nicht von der Industrie repariert wird, nicht beugen wollen. Ich fürchte allerdings, dass dieser DIY Weg mittel-/langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Weil es nur ein kleiner Tropfen auf einem heißen Stein ist... auf einem sehr heißen Stein.

Die Geräte werden nämlich immer komplexer. Zum einen wird immer mehr Elektronik eingebaut um immer mehr (z. T. unnötige) Funktionen realisieren zu können. Geht die Elektronik kaputt, so lässt sich diese mit DIY Mittel ohne entsprechendes Know-how und die zugehörigen Geräte nicht reparieren. Sind Mikrocontroller, SoC oder andere hoch integrierte Bauteile betroffen, so ist die Reparatur in den meisten Fällen überhaupt nicht möglich. Oder es gehen mechanische Teile kaputt, für die es keinen Ersatz mehr gibt oder dieser so teuer ist, dass es günstiger ist ein neues Gerät zu kaufen.

Nachhaltiger wäre es, wenn solche DIY Aktionen nicht notwendig wären und die Industrie wieder langlebige Geräte bauen und diese auch reparieren würde. Aber das wird mit Sicherheit nicht passieren. Unsere auf Wachstum basierende Wirtschaft muss immer mehr Geräte absetzen. Das klappt so lange gut, solange ein Markt nicht gesättigt ist oder neue Märkte erschlossen werden können. Doch was tun, wenn das nicht gegeben ist? Hier hat die Industrie zwei Auswege für sich gefunden. Zum einen werden Geräte inzwischen oft (nicht immer) so konzipiert und gebaut, dass sie nach einer gewissen Zeit kaputt gehen. Hier spricht man dann von geplanter Obsoleszenz. Eine Reparatur ist häufig nicht möglich oder einfach zu teuer. Die zweite Möglichkeit ist Geräte zu einem sozialen Statussymbol zu erheben. Smartphones sind hier das Paradebeispiel. Viele Kunden nutzen ein neues Smartphone nur zwei Jahre. Inklusive Zweitverwendung liegt die Nutzungsdauer eines Smartphones bei gerade mal durchschnittlich 2,5 Jahren. Auch deswegen weil Laufzeiten von Mobilfunkverträgen, mit denen Smartphones oft verbundelt sind, üblicherweise zwei Jahre lang sind. Es geht hier also um Geräte und ganz allgemein um Güter, die nicht mehr genutzt werden, weil sie kaputt sind, sondern weil sie nicht mehr up to date sind und/oder sich damit nicht mehr als Statussymbol eignen. Und das trifft für immer mehr Güter zu. Fernseher, Möbel, Kleidung und viele andere Dinge sind inzwischen Statussymbole und werden von den Kunden regelmäßig ausgetauscht.

Den Preis für diese Entwicklung zahlen irgendwann wir alle. Die Herstellung und das Recycling von Gütern, die nur für eine kurze Lebensdauer konzipiert sind, verbraucht Ressourcen (Werkstoffe und Energie) und schädigt damit unsere Umwelt. Dazu kommt, dass die Herstellung der meisten Konsumgüter bereits seit Langem in Asien stattfindet. Wir erwarten günstige Preise und diese lassen sich nur durch minimale Herstellungskosten erreichen. Dafür schuften dann in Asien Menschen (nicht selten auch Kinder) unter menschenunwürdigen Zuständen für einen Dumpinglohn 12-14 Stunden pro Tag und sechs Tage die Woche. Aber sowas blenden wir gerne aus wenn wir alle zwei Wochen in die Stadt rennen oder per Online-Shopping neue Klamotten oder Gadgets kaufen.

Interessanterweise werden Begriffe wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Verantwortung sowohl von der Industrie als auch von vielen gesellschaftlichen Gruppierungen immer wieder vereinnahmt und gefordert. Die Realität sieht bis auf kleine Ausnahmen leider anders aus.

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